Welche Rolle spielt Bildung für klimafreundliches Handeln?

Climate Literacy

Climate Literacy

Welche Rolle spielt Bildung für klimafreundliches Handeln?

Climate Literacy



Der menschengemachte Klimawandel ist und bleibt eine der größten Herausforderungen unserer globalen Gesellschaft. Auf individueller Ebene geben z.B. oft Wünsche nach persönlicher Freiheit, Bequemlichkeit oder niedrigeren Kosten den Ausschlag für unser Handeln und nicht der Klimaschutz, so etwa bei Flugreisen, der Wahl des Stromanbieters oder beim Autokauf.

Gemeinsam gesetzte Ziele stehen oft scheinbar im Gegensatz zueinander. Dies führt zu Unsicherheiten, den einen „richtigen“ Weg gibt es oft nicht. Die Befähigung zum Umgang mit solchen Unsicherheiten und die Vermittlung von Wissen und Strategien zur Lösungsfindung sind zentrale Ziele einer Climate Literacy, also einer „Klima-Grundbildung“, die neben Wissen auch Fähigkeiten vermitteln und zur kritischen Auseinandersetzung mit den eigenen Einstellungen anregen will.

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Projekte im Projektverbund

Der Projektverbund CLiF - Climate Literacy in Focus besteht zur Zeit aus vier verschiedenen Projekten, die wir Ihnen hier im Detail vorstellen möchten.

BriCCS - Welche Rolle spielt Risikowahrnehmung für Lernprozesse?

Im Projekt BriCCS (Bringing Climate Change to School) arbeiten wir eng mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Universität Karlstad in Schweden zusammen. Ziel ist es herauszustellen, wie Bildungsangebote im Sinne einer Climate Literacy so gestaltet werden können, dass sie neben Wissen und Fähigkeiten auch ein Bewusstsein für die Risiken des Klimawandels vermitteln und dadurch die Motivation, klimafreundlich zu handeln, stärken.

Das erste Teilziel besteht darin, das Zusammenspiel der verschiedenen Aspekte einer Climate Literacy (Wissen, Fähigkeiten, motivationale Faktoren) zu untersuchen. Daran anknüpfend untersuchen wir, welche Aspekte von Climate Literacy insbesondere solche Personen charakterisieren, die bereits klimaschonend leben und sich auch aktiv für eine entsprechende Lebensweise einsetzen (z. B. in der Fridays-for-Future-Bewegung). In beiden Teilstudien befragen wir auch Lehrkräfte, um die Bedeutung und den Einsatz des Themas in den verschiedenen Unterrichtsfächern zu erfassen.

Der naturwissenschaftliche Unterricht in der Schule legt den Grundstein für eine lebenslange Entwicklung von Wissen und Fähigkeiten, die zur Bewältigung des Klimawandels und seiner Auswirkungen erforderlich sind. Bisher fehlen empirisch gesicherte Ergebnisse, die zeigen, welche Merkmale von Lerngelegenheiten im naturwissenschaftlichen Unterricht für die Unterstützung von Climate Literacy relevant sind. Aufbauend auf den Ergebnissen der ersten beiden Teilstudien sollen im BriCCS-Projekt entsprechend entwickelte Lerngelegenheiten in Interventionsstudien auf ihre Effektivität hin untersucht werden.

EnergieweltenPLUS: Was ist guter Unterricht zum Klimawandel und wie kann man ihn lernen?

Wenn Climate Literacy eine der Grundlagen für klimafreundliches Handeln und die Beteiligung an gesellschaftlichen Entscheidungsprozessen ist, so sollte diese auch im Unterricht entsprechend berücksichtigt werden. Eine besondere Herausforderung ist dabei, dass sich der Klimawandel und seine Ursachen und Folgen nicht einem einzigen Unterrichtsfach zuordnen lassen, sondern stark interdisziplinär
sind. Dies spricht für eine Auseinandersetzung mit dem Thema über Fächergrenzen hinweg, was sich nicht immer ganz unkompliziert gestaltet. Welche Aspekte sollten in welchen Fächern behandelt werden? In welchen Jahrgängen sind die Grundlagen des Themas den Lernenden zugänglich und welche Alltagsvorstellungen bringen diese mit? Welche Instruktionsstrategien und Methoden eignen sich besonders?

Im Projekt EnergieweltenPLUS befassen wir uns mit diesen Fragen in einer mehrstufigen Expertenbefragung(Delphi-Studie). Auf Basis der Ergebnisse werden schließlich Module für die Lehrkräftebildung entwickelt, welche wir in Kooperation mit dem Zentrum für schulpraktische Lehrerausbildung Münster implementieren und evaluieren. Zeitgleich wird das bestehende Modulangebot des außerschulischen Lernorts Saerbecker Energiewelten weiterentwickelt und evaluiert. Ziel ist auch hier, die Grundlage für einen Wissenstransfer an andere Standorte zu schaffen.

SaerbeckPLUS: Was muss ich wissen, um mich an der Energiewende beteiligen zu können?

In Kooperation mit dem Förderverein der Klimakommune Saerbeck im Münsterland untersuchen wir im Projekt SaerbeckPLUS die Rolle von Climate Literacy für die Beteiligung an lokalen Energiewendemaßnahmen und zu kommunalem Wissenstransfer.

Aus den Erfahrungen des Projekts, den begleitenden Studien und den vielen bereits in Saerbeck erfolgreich umgesetzten Energiewendemaßnahmen soll schließlich ein kriteriengeleiteter Handlungsleitfaden entstehen. Ziel ist es, dass andere Kommunen den Weg Saerbecks zurKlimakommune nachvollziehen können und dafür eine Roadmap an die Hand bekommen.

Klub: Wie kann Bewertungskompetenz im Kontext des Klimawandels vermittelt werden?

Bewertungskompetenz, also die Fähigkeit, verschiedene Argumente zu einer Fragestellung gegeneinander abzuwägen, sich im Zweifel zusätzliche Informationen zugänglich machen und schließlich eine informierte Entscheidung treffen zu können, ist zentral für Climate Literacy. Aus dem Projekt Tube – Tierversuche verstehen und bewerten liegen bereits Ergebnisse und Erfahrungen zur Vermittlung von Bewertungskompetenz im Rahmen eines öffentlich umstrittenen Themas vor, die nun auf den Kontext Klimawandel übertragen werden sollen.

Trotz überwältigender Evidenz bezüglich der Existenz des Klimawandels, sind Unsicherheiten (beispielsweise gewisse Mess- und Modellunsicherheiten) ein inhärenter Bestandteil der Klimaforschung. In einigen Fällen werden diese allerdings dazu genutzt, um die Aussagen der Klimawissenschaft zu diskreditieren. Deshalb sollten Schülerinnen und Schüler im Rahmen des naturwissenschaftlichen Unterrichts ein grundlegendes Verständnis über diese Unsicherheiten (im internationalen Raum als scientific uncertainty bekannt) vermittelt bekommen, um Aussagen bewerten und den öffentlichen Diskurs zum Klimawandel sachlich kompetent mitgestalten zu können.

In zwei Studien untersucht das Projekt Klub, wie sich Aspekte von scientific uncertainty im Kontext des Klimawandels zur Förderung eines solchen Verständnisses umsetzen lassen.

Heuristisches Modell zur Förderung und Wirkung von Climate Literacy

Als Grundlage unserer Arbeiten dient ein heuristisches Modell, welches Elemente verschiedener etablierter Wirkmodelle aus Bildungswissenschaft und Psychologie zusammenführt. Dieses Modell erklärt hypothetisch, wie sich Lerngelegenheiten neben einer Vielzahl anderer Faktoren auf Climate Literacy, auf entsprechende Handlungsintentionen und schließlich auf klimafreundliches Handeln und die Beteiligung an gesellschaftlichen Entscheidungsprozessen auswirken.

Im Projektverbund CLiF wollen wir dieses Modell schrittweise überprüfen, weiterentwickeln und Kriterien für die Gestaltung von Unterricht sowie anderer Bildungs- und Beteiligungsformate ableiten.

Beteiligte