Lernförderlicher Einsatz von Chat GPT und Co. ist entscheidend

Logo der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission der Kultusministerkonferenz (SWK)

Die Ständige Wissenschaftliche Kommission der Kultusministerkonferenz (SWK) legt ein Impulspapier zu „Large Language Models und ihre Potenziale im Bildungssystem“ vor. Sie gibt darin Anregungen für den Einsatz solcher KI-Technologien im Unterricht und liefert Impulse für Forschungs- und Entwicklungsaufgaben sowie für die bildungspolitische Diskussion.



Die Ständige Wissenschaftliche Kommission der Kultusministerkonferenz hat heute ein neues Impulspapier veröffentlicht. Darin setzt sich die Kommission mit den Chancen und Herausforderungen von Sprachmodellen (Large Language Models, wie z. B. Chat GPT) für den schulischen Einsatz auseinander. Ferner gibt sie Impulse für die Weiterentwicklung der Sprachmodelle und den Umgang mit aktuellen Fragestellungen. Insgesamt kommt die Kommission zu der Einschätzung, dass Large Language Models großes Potenzial für das Lernen haben und Lehrkräfte bei der Unterrichtsvorbereitung unterstützen können. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass Lehrkräfte für den Einsatz der Tools qualifiziert sind und die Verantwortung für die Verwendung der KI, etwa bei der Aufgabenerstellung oder der Beurteilung von Leistungen, tragen. Zudem benötigen sowohl Schüler:innen als auch Lehrkräfte Kenntnisse zur Funktionsweise der KIs und müssen die generierten Ergebnisse kritisch bewerten können. An dem Impulspapier haben einschlägige wissenschaftliche Expert:innen für den Einsatz künstlicher Intelligenz in Bildungsprozessen mitgewirkt.

Portraitfoto von Prof. Dr. Ulrike Cress, SWK-Mitglied und Direktorin des Leibniz-Instituts für Wissensmedien
Photo/Copyright: Berthold Steinhilber

„Wir halten ein Verbot nicht für zielführend. KI-Anwendungen wie Chat GPT haben Einzug in die Lebenswelt der Schüler:innen und Lehrer:innen gehalten. Gleichzeitig gibt es noch wenig belastbare Forschungs-ergebnisse. Daher regen wir eine Übergangsphase an, in welcher der Einsatz systematisch erprobt und wissenschaftlich begleitet werden kann. Chat GPT und andere Sprachmodelle sind nicht für den Unterricht entwickelt worden. Eine besonders große Herausforderung besteht derzeit noch darin, Tools für den Einsatz im Bildungskontext und in speziellen Fächern zu entwerfen.“

Prof. Dr. Ulrike Cress, SWK-Mitglied und Direktorin des Leibniz-Instituts für Wissensmedien



Christine Streichert-Clivot, Präsidentin der Kultusministerkonferenz und Ministerin für Bildung des Saarlandes: „KI und besonders Large Language Models gehören spätestens seit ChatGTP zu unserem Alltag. Dies muss sich auch in den Bildungseinrichtungen spiegeln. Mir als KMK-Präsidentin ist es wichtig, dass alle Kinder und Jugendliche bei dieser Entwicklung mitreden können und in gleichem Maße von den Vorteilen von KI profitieren. Technologischer Fortschritt darf nicht zu stärkerer sozialer Ungleichheit führen, sondern die Chancen müssen für alle zugänglich sein. Die dafür nötigen Grundkompetenzen frühzeitig in die Schulen zu bringen ist unsere gemeinsame Aufgabe als KMK.“

Ferner plädiert die SWK dafür, Large Language Models erst gegen Ende der Sekundarstufe I einzusetzen. In der Grundschule steht der Aufbau basaler Lese- und Schreibkompetenzen im Fokus. Der Einsatz digitaler Schreib-Tools kann in den ersten Jahren der weiterführenden Schule beginnen, die Verwendung von KI sollte jedoch eng begleitet werden. Ihr regelmäßiger Einsatz als Schreibunterstützung kann ab der achten Jahrgangsstufe erfolgen, während weiterhin auch Texte ohne LLM erstellt werden.

Portraitfoto von Olaf Köller, Co-Vorsitzender der SWK und Geschäftsführender Wissenschaftlicher Direktor des IPN – Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik
Photo/Copyright: David Ausserhofer

Die SWK hat sich auch mit den Auswirkungen auf Prüfungen beschäftigt. „Schon jetzt werden Prüfungen unterschieden in sogenannte hilfsmittelfreie Formate und solche, in denen Hilfsmittel erlaubt sind. Diese Unterscheidung trägt auch für den Einsatz von KI. Wenn Large Language Models zum Einsatz kommen, sollte nicht nur der letztendliche Text, sondern auch die reflektierte Auseinandersetzung der Schüler:innen mit der Erstellung und dem Ergebnis Gegenstand der Beurteilung sein.“

Prof. Dr. Olaf Köller, Co-Vorsitzender der SWK und Geschäftsführender Wissenschaftlicher Direktor des IPN – Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik



Obgleich das Potenzial der Sprachmodelle für Lehren und Lernen im Fokus des Impulspapier steht, verweist die SWK auch auf Rahmenbedingungen und noch ungeklärte Fragen. Technologische, ethische und rechtliche Probleme können die Rechtmäßigkeit des schulischen Einsatzes von Large Language Models in Frage stellen. Die Kommission sieht staatliche Organisationen in der Pflicht, allen Lernenden und Lehrenden in Bildungseinrichtungen einen (kostengünstigen) Zugriff auf KI-Systeme zu ermöglichen. Aufgabe der Bildungspolitik muss es zudem sein, große Sprachmodelle in geeignete Lernplattformen zu integrieren oder Commons-Alternativen zu entwickeln, deren Funktionsumfang und Verzerrungen bekannt sind und frei beforscht werden können.

Links

Impulspapier „Large Language Models und ihre Potenziale im Bildungssystem“: https://www.kmk.org/fileadmin/Dateien/pdf/KMK/SWK/2024/SWK-2024-Impulspapier_LargeLanguageModels.pdf (Diese Datei ist nicht barrierefrei)

Olaf Köller und Ulrike Cress stellen das Impulspapier in einem SWK Talk online am 18.01.2023, 17:00 bis 18:00 Uhr vor und diskutieren anschließend mit der Präsidentin der Kultusministerkonferenz Christine Streichert-Clivot und dem Lehrer und Schulberater Björn Frommann. Die Anmeldung ist unter folgendem Link möglich: https://pretix.eu/swk/LLM/

Gutachten „Digitalisierung im Bildungssystem“ (2022): https://www.kmk.org/fileadmin/Dateien/pdf/KMK/SWK/2022/SWK-2022-Gutachten_Digitalisierung.pdf (Diese Datei ist nicht barrierefrei)

Kontakt

Anna Niewerth
Ständige Wissenschaftliche Kommission der Kultusministerkonferenz (SWK)
Geschäftsstelle
0228 501 702
anna.niewerth@swk.kmk.org