IPN-Kolloquium am 28.07.2023: Diagnostische Urteilsprozesse als Informationsverarbeitung und die Bedeutung von Personen- und Situationsmerkmalen

Am Freitag, 28. Juli 2025, 15:00 Uhr, trägt im Rahmen eines außerordentlichen IPN-Kolloquiums auf Einladung des IPN-Diagnosekompetenznetzwerks Frau Prof. Dr. Katharina Loibl, Pädagogische Hochschule Freiburg, zum Thema " Diagnostische Urteilsprozesse als Informationsverarbeitung und die Bedeutung von Personen- und Situationsmerkmalen" vor.

Die Veranstaltung ist öffentlich.

Zeit: 15:00 h, s.t.

Ort: im IPN-Hörsaal | Olshausenstr. 62 | 24118 Kiel oder online.

Interessierte außerhalb des IPN erhalten die Einwahldaten zur Veranstaltung auf Anfrage bei Anika Radkowitsch.

Abstract

Diagnostische Urteilsprozesse als Informationsverarbeitung und die Bedeutung von Personen- und Situationsmerkmalen

Prof. Dr. Katharina Loibl, Pädagogische Hochschule Freiburg

Diagnostizieren gilt als eine wesentliche Aufgabe von Lehrkräften. Das zugrundeliegende Wissen und die Fähigkeiten der Lehrkräfte, die für die Vorbereitung, Durchführung und Reflexion von Beurteilungen erforderlich sind, werden unter dem Oberbegriff diagnostische Kompetenz zusammengefasst (Herppich et al., 2018; Popham, 2009; Schrader, 2009; Weinert et al., 1990). Viele Studien zur diagnostischen Kompetenz von Lehrkräften zielen darauf ab, den Einfluss verschiedener situativer Faktoren oder Eigenschaften von Lehrpersonen auf die Urteilsgenauigkeit zu analysieren (Südkamp et al., 2012). Für das Verständnis der Genese eines Urteils von Lehrkräften scheint es allerdings entscheidend zu sein, welche Informationen in der Diagnosesituation von der Lehrkraft wahrgenommen werden und wie diese Informationen (mehr oder weniger wissensbasiert) verarbeitet werden. Hierzu liefert das Rahmenmodell DiaCoM (Explaining Teachers’ Diagnostic Judgements by Cognitive Modeling, Loibl et al., 2020) eine theoretische Fundierung zur Untersuchung von Informationsverarbeitungsprozessen von Lehrkräften. Das DiaCoM-Rahmenmodell konzeptualisiert diagnostisches Urteilen als Schlussfolgern einer Lehrkraft über Lernende (z. B. deren Fähigkeit) oder über Anforderungen (z. B. Aufgabenschwierigkeiten) auf der Grundlage der Informationen, die durch eine diagnostische Situation definiert werden. Dabei bietet das DiaCoM-Rahmenmodell einen theoretischen und forschungsstrategischen Rahmen für die Spezifikation von Situationscharakteristika (SC), Personencharakteristika der Lehrpersonen (PC), Prozessen der Informationsverarbeitung als diagnostisches Denken (DD) und diagnostischem Verhalten (DV). Diese Spezifikationen ermöglichen die experimentelle Überprüfung von Annahmen zur Genese diagnostischer Urteile, was im Vortrag anhand verschiedener Studien aufgezeigt wird.